Was verbindet die 1946 in Epe geborene Westfälin mit Udo Lindenberg? Es ist der gleiche Jahrgang und sie feierte im Frühjahr mit einer formidablen Ausstellung im Haus Am Quall in Gruiten ihren 70. Geburtstag. Sie zeigte einen beeindruckenden Querschnitt durch ihr künstlerisches Schaffen, das sich durch seine Vielfalt und die unterschiedlichen Interpretationen dessen auszeichnet, was man unter Kalligraphie versteht. Kalligraphie bedeutet laut Brockhaus: „Die Kunst des Schönschreibens, die sich bemüht, die Buchstaben wohlgefällig zu gestalten“. Ein Blick ins Internet macht die Sache komplizierter. Dazu würde Mathilde Jörgens wahrscheinlich mit einem Aphorismus antworten: „Vieles hätte ich verstanden, wenn man mir es nicht erklärt hätte“ von Stanislaw Jerzylec. Sie arbeitet gelegentlich mit Aphoristikern wie Jürgen Wilbert, Düsseldorf zusammen.
Zurück zu Udo Lindenberg. Sie besuchte die gleiche Schule in Gronau wie er – im selben Jahrgang. Die Stadt Gronau hat „Udo“ ein Denkmal gebaut, wir versuchen es zumindest literarisch, da sie sich stets mit der Sprache auseinander gesetzt hat. Mit dem Singen hat sie es nicht, das pflegt ihre Tochter Martina in einem Gospelchor. Von Udo wissen wir, dass er auch gut zeichnen kann – so viel zu den Gemeinsamkeiten der beiden Westfalen. Seit 1969 lebt Mathilde mit ihrem Mann Claus in Haan, der sie sehr unterstützt und in ihrem Tun bestärkt.
M. Jörgens hat sich in den Jahren 1983 bis 1989 in vielen Lehrgängen in der Ikonenmalerei und Vergoldertechnik im In- und Ausland ausbilden lassen; seit 1988 bei renommierten Kalligrafen und Designern. Ihr erster Professor war Werner Eikel. Ihre Arbeit wird natürlich von ihrem handwerklichen Können stark beeinflusst. Wichtig dabei ist neben dem Federschwung auch das entsprechende Handwerkszeug, das sie uns (Lothar Schmeink als Fotograf war auch dabei) in ihrer schönen Wohnung präsentierte. Um die 40 Federn (Kiele) waren fein säuberlich sortiert und warten auf ihren nächsten Einsatz.
Vielen ist M. Jörgens durch ihre jahrelange Dozententätigkeit (1985-2012 bei der VHS Hilden Haan) bekannt. Zuerst für Ikonenmalerei, ab 1992 für Kalligraphie. Das unterrichtete sie auch an der VHS Mühlheim/Ruhr. Seit 2003 fungiert sie als Stadtschreiberin für das Goldene Buch sowie Urkunden der Stadt Hilden. Weit mehr als 20 Einzelausstellungen und darüber hinaus Beteiligungen an Gruppenausstellungen zeugen von ihrem unermüdlichen Schaffen. Seit 2004 beteiligt sie sich am Haaner Kunstherbst. Ehrenamtlich hat sie 2009 für UNICEF Menü-Herzen von 15 Sternenköchen erstellt.
Besonders beliebt sind auch ihre Auftragsarbeiten, die sie je nach Kundenwunsch nach dem jeweiligen Anlass erstellt, wie z. B. Taufe, Hochzeiten, Poesie, Geburtstage und vieles mehr. Anruf oder Mail genügt. Frau Jörgens steht „Federkiel bei Fuß“.
Fazit: Nicht nur Udo – auch Mathilde hat ein Denkmal verdient.