„Seit meiner Kindheit zeichne und male ich“ – so beginnt ein Essay von W. Niederhagen „Über meine Malerei“. Der 1933 in Haan geborene Künstler machte zuerst – auf väterlichen Wunsch – eine Ausbildung zum Graveur. Sein Drang zur Kunst war stärker. Besuch der Werkkunstschule, danach erfolgreiches Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, als Schüler von Bruno Goller. „Im Gegensatz zu der in den fünfziger Jahren vorherrschenden informellen Malerei habe ich damals realistisch gearbeitet“, so Niederhagen.

In seinem tollen Fachwerkhaus, früher ein Weberhaus, findet sich Kunst, wohin man auch schaut.

In jungen Jahren ist er von einigen Kunstströmungen beeinflusst worden, unter anderem von Picasso, durch den er einen „freieren Umgang mit Farbe und Form“ fand. Auch von Bosch, Breughel und den italienischen Meistern der Renaissance ließ er sich zu seinen surrealen Gemälden anregen, deren Inhalte sich dem Betrachter nicht immer sofort erschließen. Es folgten Porträts und gesellschaftskritische Bilder, zum Beispiel solche über das in Haan auch heute noch zur Kirmes beliebte Hahneköppen, die deshalb ungewöhnlich aktuell wirken. Auch Landschaften und Stillleben gehören zu seinem Werk.

Wolfgang Niederhagen arbeitet nicht nur mit Ölfarbe, sondern auch sehr präzise und gefühlvoll mit Bleistift, Feder und Radiernadel. Ein eindrucksvolles Porträt in seinem Hausflur gibt Zeugnis davon.

Die Zeit an der Düsseldorfer Akademie war schon allein deshalb erfolgreich, weil er dort seine charmante Ehefrau Karin kennen lernte, die ebenfalls Künstlerin ist und mich mit einer Arbeit sehr beeindruckte. Sie unternahmen viele Reisen ins In- und Ausland, die ihren Niederschlag in künstlerischen Arbeiten fanden. Gemeinsam führten die beiden die beliebte Haaner Kunstschule, durch die ganze Generationen Haaner in rund vierzig Jahren an die Kunst herangeführt wurden.

Der jetzt 81jährige sitzt nach wie vor gerne an seiner Staffelei. Daneben gestaltet er aus Gebrauchsgegenständen und Fundstücken aus der Natur skurrile Objekte, außerdem entstand bemalte Keramik.

Seine Erinnerungen hat er in zwei Büchern niedergeschrieben, die auch ein Stück Haaner Stadtgeschichte beinhalten.

Wolfgang Niederhagen ist in etlichen Museen und öffentlichen Einrichtungen vertreten, z.B. in unserem Rathaus, der Haaner Bücherei und in der Stadtsparkasse Haan. Arbeiten von ihm finden sich in vielen privaten Sammlungen – nicht nur im Bergischen. 2002 erhielt er den Kulturpreis des Kreises Mettmann. Zuletzt war eine Retrospektive von ihm in der Alten Pumpstation in Haan zu sehen.

Ach ja, sie alle kennen ihn als Gestalter des Haaner Stadtbrunnens, der erst in den letzten Monaten wieder attraktiver Mittelpunk für Jung und Alt am Neuen Markt war.

PS. Sie finden Bilder von ihm im Schaufenster der Schwanen-Apotheke. Frau Dr. Peterseim – Apothekerin – war in jungen Jahren Schülerin in der Haaner Malschule.

Text: Peter Püschel / Foto: Lothar Schmeink, Hajo Thomas